TAUBACH

Die Taubacher Mühle an der Ilm.

Die Taubacher Mühle an der Ilm.

Taubacher Geschichte(n)

Der Wanderzug der Heuschreckenschwärme führte 1693 vom Schwarzen Meer die Donau hinauf über Wien, Eger und Plauen nach Taubach.

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"Heerscharen von Heuschrecken

sandte in einem schrecklichen Heerzug der allmächtige Herrgott in seinem gerechten Eifer um unserer Sünden Willen", so berichtete der Rodaer (heute Stadtroda) Pfarrer und Adjuncto M. Jacobo Crell. Am Donnerstag den 17.(jul.)/27.(gre.) August 1693 flogen die Heuschrecken von Süden über das Rotehofbachtal und Geisenhain kommend in das Gebiet um Roda ein. Dort ließen sich viele auf den Feldern links und rechts der Roda nieder und richteten großen Schaden bei der noch stehenden Gerste, dem Sommergetreide, dem Hanf, der Hirse, Erbsen, Bohnen, Wicken und dem Grummet (Wiesen für den zweiten Grasschnitt) an. Da der Heuschreckenschwarm bei seinem Anflug auf Roda den Himmel über dem Rotehofbachtal verdunkelte nahmen die Leute an, es würde ein Feuer im Wald sein und Rauch aufsteigen. Die Glocken läuteten als damaliger Feueralarm, Löschtrupps wurden zusammen gestellt und entsendet.

Der Wanderzug der Heuschrecken führte vom Schwarzen Meer die Donau hinauf über Wien, Eger (heute Cheb) und Plauen in das Herzogtum Sachsen-Weimar; andere Schwärme des Zuges flogen nach Schlesien, Böhmen und in das Inntal. In Neustadt an der Orla erschienen die Heuschrecken bereits gegen 9 Uhr, um nach einer Rast ihren Weg über Stadtroda nach Jena zu nehmen. Jedoch waren diese Heuschrecken nur die Vorboten, am 20.(jul.)/30.(gre.) August erreichten weitere 3 große Schwärme Jena. Das Geräusch, welches diese Haufen beim Fliegen machten, hat die Menschen an einen Wasserfall erinnert. Um Jena machten sie sich breit und waren in allen Orten der Umgegend. Während aus Ungarn berichtet wird, dass die Heuschrecken kniehoch die Erde bedeckten, lagerten sie um Jena eine Viertel Elle oder eine Handbreit dick auf der Erde, ein Fest für Schweine, Hühner, Gänse und Enten, aber auch für Raubvögel, Katzen und Hunde. Auf Bäumen ruhten sie so zahlreich, dass sich die Äste zu Boden bogen oder gar brachen. Es ist überliefert, dass die Heuschrecken im Saaletal das süße Gras verschmähten, sich aber auf altes, dürres Gras, Schilf, Binsen und dergleichen stürzten. Um Jena war die Hopfenernte vernichtet - abgebissen, aber nicht aufgefressen. Auch wurden die Bäume und der Wein nicht angefallen, ebenso Rüben, Möhren und Kraut. Der Kot der Heuschrecken soll so dick gelegen haben, dass man ihn mit dem Besen zusammen kehren konnte.

Die Heuschrecken, die sich am 20.(jul.)/30.(gre.) August um Jena und Lichtenhain (heute Stadtteil von Jena) befanden, setzten ihren Flug in Richtung Magdala fort und erreichten am 21.(jul.)/31.(gre.) August um die Mittagszeit Weimar und somit auch Taubach. Zwei Hände hoch sollen die Heuschrecken sich hier niedergelassen haben. Die größere Anzahl der Heuschrecken an Ilm und Saale soll, vom Westwind getragen, nach Schlesien abgewandert sein. Nordwärts gelangten die Heuschrecken noch bis in den Naumburger Raum. Einsetzendes schlechtes Herbstwetter ließ die in unserem Gebiet verbliebenen Heuschrecken bis Ende September eingehen.

In den Überlieferungen wird die Fressgier der Heuschrecken so beschrieben, dass sie "… auf dem Felde alles Gras und was sie an Getreide und andern Gewächsen angetroffen in einer Stunde glatt hinweggefressen und es so kahl gemacht, dass es aussiehet als wenn es mit Feuer abgebrennt und mit Besen hinweggekehret wäre …".


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