TAUBACH

Die Sechs Kastanien in der Gemarkung Mellingen stehen in voller Blüte. Links die Bahnstromleitung zum Bahnstromwerk Weimar (Großer Mast) und die Hochspannungsleitung zum Umspannwerk Oberweimar. Dahinter das Hainholz.

Die Sechs Kastanien.

Taubacher Geschichte(n)

Die Christianisierung Thüringens durch Bonifacius und die Geschichte der Taubacher Kirche St. Ursula um 1600.

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Die Christianisierung Thüringens

begann im 6. Jahrhundert und endete im 8. Jahrhundert. Die Franken (Fränkisches Reich, nicht zu verwechseln mit der heutigen Region Franken) besiegten das Thüringer Königreich in der Schlacht an der Unstrut im Jahre 521 und gliederten das Gebiet westlich der Saale dauerhaft ins Fränkische Reich ein. Missionare, insbesondere der angelsächsische (Wynfrith-)Bonifatius - der "Missionar der Thüringer", der 724 Thüringen erreichte, bekehrten die Thüringer zum neuen Glauben. Und fast wie selbstverständlich gibt es in Taubach einen Bonifatiusbach, der an der Bonifatiusquelle, eigentlich Bonifatiusbrunnen genannt, inmitten der "Sechs Kastanien" auf dem Gebiet der Gemarkung Mellingen beginnt, das Bonifatiustal durchfließt und in der Gemarkung Taubach in die Ilm mündet. Der Überlieferung nach soll Bonifatius mit seinem Gefolge an dem Quell gerastet haben. Der Unterlauf des Baches wird auch Brückenbach genannt. Seit der Reformation gehören die Taubacher weitgehend dem evangelischen Glauben an.

Taubach war im 15. Jahrhundert ein Angerdorf, welches sich entlang der heutigen Umpferstedter Straße, dem Lauf des heute kanalisierten Taubachs folgend, hinzog. Die Kirche wurde südlich des Ortes, am Weg zur Wassermühle, errichtet. Die ersten Hinweise auf eine Kirche findet man in einer Niederschrift des Herrn Pfarrer Georgius (Georg) Seiler, der von 1595 bis 1650 in Taubach wirkte. Herr Pfarrer Seiler, der in Taubach den Dreißigjährigen Krieg, die Thüringer Sintflut, drei Pestausbrüche (1597, 1611 und 1635) sowie 1599, 1616 und 1624 die Ausbrüche der Roten Ruhr unbeschadet überstand und somit Gott offensichtlich sehr nahe war, beklagte, dass man vom Bau der Kirche keine Nachricht finden konnte, außer der in Stein gehauenen Inschrift "Anno Millesimo quadrigentesimo sexagesimo Ecclesia hac est opstructa" ("Im Jahre Tausend vierhundert sechzig Kirche hier ist errichtet" => also 1460) im Chor und dass die Kirche der Heiligen Ursula (von Köln) geweiht wurde.

In den Jahren 1600 und 1601 wurde der Kirchturm erbaut, dessen unterer Teil auch heute noch Bestandteil der Taubacher Kirche ist. Die Holzkonstruktion des Turmes errichtete der Weimarer Herr Zimmermannmeister Heinrich Dicke, die Schiefereindeckung des Turmes übernahm der Weimarer Meister Herr Hanns Thimmer. Die Renovierung der Kirche, welche zu jener Zeit nicht vollständig aus Stein gewesen ist sondern, zumindest in Teilen, aus einer ausgeflochtenen, verklaibten Fachwerkkonstruktion bestand, führte der Weimarer Herr Maurermeister Baltazar Heit durch. Der Turmknopf wurde am Montag, den 03.(jul.)/13.(gre.) August 1601 aufgesetzt und die Arbeiten damit abgeschlossen. Damals ist die Kirche noch eine Ostturmkirche mit einem Langhaus westlich der heutigen Kirche gewesen, wie ein alter, vermauerter, aber deutlich erkennbarer Rundbogen in der Westfassade des Turmes verrät. Wie alt die ältesten Teile des Turmes sind ist bisher noch nicht untersucht. Der Kirchturm muss zu jener Zeit einen ostseitigen Choranbau verfügt haben, welcher auch die Treppenanlage für den Turm beherbergt haben muss.

Der Herr Pfarrer Georgius Seiler gibt das Gewicht des Turmknopfes mit 15 ℔ (7 kg; 1 ℔ = 467,2 g) an, den Inhalt mit einem dreiviertel Eimer oder einer halben Tonne (≈50 l) und das Gewicht der Wetterfahne mit 12 ℔ Eisen (5,6 kg).

In einer anderen Niederschrift des Herrn Pfarrer Georgius Seiler ist zu lesen, dass am 27. Mai(jul.)/06. Juni(gre.) 1633 (Montag nach Rogate(jul.) / 3. Montag nach Trinitatis(gre.)) der Blitz in die Taubacher Kirche und ihren Turm einschlug und unterhalb des Knaufes eine kleine Fläche Schiefer abriss. Zu einem Feuerschaden kam es glücklicherweise nicht.


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